Das Erste | Sonntag, 14.12.03 | 23:30 Uhr

SWR | Länge: 30 Minuten

Film von Gudrun Thoma und Sebastian Schütz

Es war lange geplant und sauber eingefädelt: Endlich sollten auch Ausländer bei uns Autobahngebühr bezahlen, eine neue Finanzierungsquelle für den Straßen- und Schienenbau war gefunden und die deutsche High-Tech-Industrie sollte zeigen, was sie kann und damit gleichzeitig einen künftigen Export-Schlager entwickeln: Die LKW-Maut machte den Finanzminister glücklich, „Toll-Collect“ die Industrie hoffnungsfroh - und heute? Die als „technologischer Quantensprung“ gepriesene Technik läuft nicht, die deutsche LKW-Maut ist zur europäischen Lachnummer verkommen und Politik und Industrie liegen sich auf der Suche nach dem Schuldigen kräftig in den Haaren. Beinahe täglich müssen das Verkehrs- und das Finanzministerium neue Hochrechnungen über die Einnahmeverluste herausgeben, müssen die Zusagen für die Finanzierung wichtiger Verkehrprojekte zurückgenommen werden. Die SWR-Produktion „Was geschah bei Toll-Collect“ begibt sich auf die Spurensuche eines finanz- und industriepolitischen Desasters. Wie war die Auftragsvergabe organisiert, was waren die eigentlichen Aufgaben des Systems, warum wurden keine einfachen und vorhandenen Problemlösungen genommen, wieso bekommen die Gesellschafter von „Toll-Collect“ das Problem nicht in den Griff, welche Verantwortung trägt die Politik ? Die Autoren waren in der Schweiz und Deutschland unterwegs. Sie sprachen mit den Konkurrenten der deutschen „Toll-Collect Gmbh“, sie versuchten im politischen Berlin einfache Antworten auf peinliche Fragen zu bekommen und sie recherchierten rund um das Unternehmen „Toll-Collect“. Die Firma wurde von der Deutschen Telekom, Daimler/Chrysler und einem französischen Konzern gegründet, und sie versucht sich einzuigeln. Die ARD-Recherche „Was geschah bei Toll-Collect“ erzählt die unglaubliche Geschichte einer (industrie-) politischen Pleite allererster Güte, bei der einem als Steuerzahler am Ende das Lachen im Hals stecken bleibt.