Nazi-Party

Hat die Polizei versagt?
Club-Betreiber am Nobistor fordern jetzt Schadenersatz

ARNE PFLUGRAD

D ie Neonazi-Party im Clubtempel am Nobistor. Konnte die Polizei wirklich nicht einschreiten, die "Geburtstagsfeier" von Skinhead Torben Klebe (29) beenden?

Vermieterin Nicola Tyszkiewicz verärgert: "Ich habe die Polizei mehrfach aufgefordert, die illegale Party aufzulösen." Neonazi Klebe habe den Vertrag (er zahlte keine Miete für die Räume) gebrochen. Eine bekannte Masche, um Nazi-Konzerte zu tarnen: "Angekündigt war eine Privatparty, für 80 bis 100 Freunde, ohne Livemusik." Stattdessen kamen rund 300 Rechtsradikale, zahlten 17 Euro Eintritt und 1,50 Euro für ein Glas Bier. "Ich prüfe, Strafanzeige zu stellen", so Tyszkiewicz zur MOPO.

Zwischen 21 und 1 Uhr traten in den einfach verglasten Räumen drei Nazi-Bands auf: "Amarco", "Words of Anger" und die älteste deutsche Rechtsrock-Band "Noie Werte", die dem seit 2000 vom Bundesinnenministerium verbotenen Nazi-Netzwerk "Blood and Honour" nahe steht. Lieder wie "Am Puls der Zeit" (Text: "Mit Spezialeinheiten gegen deutsche Jugend, volle Kraft voraus") schallten über die Holstenstraße, provozierten 500 Gegendemonstranten und machten Clubbetreiber sprachlos. "Ich wollte die Veranstalter anzeigen", so Pächter Wolf von Waldenfels. "Auf Grund von Lärmbelästigung und volksverhetzender Parolen. Doch die Polizei hat auf taub gestellt." Zudem wurde im Partyraum ein "Waffendepot" entdeckt, "abgebrochene Stuhlbeine und Knüppel". Alvaro Piña von der "Weltbühne": "Die Nazis riefen ,Ihr Judensäue' und ,Heil Hitler'. Die Polizisten sagten nur: ,Wir hören das nicht. Die Helme sind zu dick.'" Die Betreiber haben einen Anwalt eingeschaltet und wollen "Schadenersatzforderungen einklagen".

Das erste Neonazi-Konzert im Zentrum der Partywelt. Anwalt Alexander Hoffmann warnt: "Eine neue Stufe der Provokation. Die Frage, wie man mit solchen Versammlungen in Zukunft umgeht, muss endlich geklärt werden."

(MOPO vom 08.11.2005 / SEITE 11)